Der Plan

Kurt Dahlke, Moritz Reichelt und Frank Fenstermacher im Phantasialand, Brühl bei Köln 1983  (Ausschnitt) 

Foto: © Ulli Maier

Als Frank Fenstermacher und ich 1978 die Band Weltaufstandsplan gründeten, waren wir zwar Punks und haben auch Punkrock gehört, aber für unsere Band hatte das keine musikalische Bedeutung. Es gab diesen Film von Wolfgang Büld, „Punk in London”, der 1978 nach Wuppertal ins Kino kam und uns „umgedreht” hat. Wir aber wollten elektronische Musik machen, insbesondere nachdem Kurt Dahlke, später Pyrolator, für ein paar Tage seinen Korg MS20 bei uns in der Galerie „Art Attack” stehen gelassen hatte. Zum Glück kannte ich zu dieser Zeit so gut wie nichts von der deutschen Krautrockszene. Weder Kraftwerk noch Can noch sonstwas. Ich habe die Musik unvoreingenommen nach meinen eigenen Vorstellungen gemacht. Wir haben das Zeug weder veröffentlicht noch aufgeführt. 

Als wir dann Jürgen Kramer aus Gelsenkirchen kennenlernten, kamen wir mit einer künstlerisch-musikalischen Welt in Berührung, von der wir vorher nichts geahnt hatten, Bands wie DEVO, Chrome oder The Residents. Auch die kranken Platten von Throbbing Gristle haben uns mehr beeindruckt als Punkrock, der ja in England mehr oder weniger eine Modererscheinung war. Vom Punk haben wir nur die Attitüde „selbst produzieren”, „gegen alle” und „deutsch singen” übernommen. 1980 war Punk dann auch schon wieder vorbei. Aber die interessante Musik ging jetzt erst los. 

Mit Kurt Dahlke zusammen nannten wir uns dann Der Plan und machten eine LP in Eigenregie und auf eigenem Label, was damals nicht viele machten. Ich glaube, es gab vor uns nur die „Male”-LP. Alle anderen hatten nur eine Single, wenn überhaupt. Wir kriegten ziemlich enthusiastische Besprechungen in der Musikpresse für „Geri Reig”. Es ist bis heute unsere meistverkaufte Platte. Weil wir keine besonders guten Instrumentalisten waren, und weil wir uns eigentlich als Künstler sahen, beschlossen wir eine Bühnenshow mit viel visuellem Tamtam zu machen. Wir hatten sogar selbstgebastelte Computeranimationen; das hatte damals wirklich niemand, nicht mal Kraftwerk. Wir spielten auf einigen Festivals und dann hatten wir unseren Ruf weg. Unsere Musik wurde 1980 verspielter und melodischer; vielleicht war das sogar ein Einfluss für die Neue Deutsche Welle. Behaupten einige Journalisten jedenfalls. 

© Moritz Reichelt, 2020