Camp Sophisto

Peter Hein, Wolf Lauenroth und George Nicolaidis, Düsseldorf 1983 (Ausschnitt)

Foto: © Archiv George Nicolaidis

Ende Januar 1981 gab es bei den Fehlfarben keinen gemeinsamen Nenner mehr. Der Erfolg hatte sich eingestellt und Geld floss, was den Zusammenhalt innerhalb der Band nach „Monarchie und Alltag“ nicht gerade förderte. 1982 brauchten wir eine „Atempause“, weil „Geschichte schon gemacht worden war“. Es gab keine musikalische Herausforderung mehr, geschweige denn kreativen Input und Einflüsse „from above“. Die Fehlfarben lösten sich auf. Die Wege trennten sich. Ich durfte als Erster das sinkende Schiff verlassen. Frank Fenstermacher folgte und dann Peter Hein, soweit ich mich erinnern kann. Peter Hein, Wolf-Dieter Lauenroth und ich bündelten unsere übrig gebliebenen Energien und Ideen (Luftblasen in Sandschlössern) und gründeten Mitte 1982 die Band „Camp Sophisto“ als Konstrukt unserer Umorientierungs- und Experimentierphase. Dazu setzten wir uns unter dem Einfluss halluzinogener Drogen (Meskalin, LSD, Psilocybine, THC) neuen Klängen aus. Wolf und ich kreierten einen neuen Mega-Blast-Sound mit diversen Geräten, unter anderem Emu Simmons Drums, einem TR-808, einem Lexicon-Effekt-Gerät und einem Poly-Mini-(Macro)-Moog-Korg MS20. Begleitet von Peters Stimme, die sich stellenweise anhörte, als hätte er seine ersten Nahtoderfahrungen gemacht. Eine sägende, niederschmetternde Elektro-Fun(k)-Punk-Sequenz auf der Single „songs in praise of the revolution“ (side-a: obsession/side-b: beginner’s guide) brachte uns der Erfüllung unseres Wunsches anders zu klingen als das, was man seinerzeit so hörte, einen ganzen Schritt näher. In England spielte uns John Peel in seiner wöchentlichen Radioshow regelmäßig, da er von unserem „sound of now“ sichtlich (hörbar) angetan war. Die Musikzeitschrift „New Musical Express“ wählte die Single zur Platte des Monats 5/’83 – oder war es doch 6/’83? Letzten Endes auch egal. Die Dämonen der Vergangenheit kamen zur Ruhe. Paul ist tot. Es war kein Freispiel mehr drin. Flipper tillt – wir lesen Bild … Die Maxi-Single „Camouflage“ (a-side 45 rpm, b-side 33 rpm) folgte als Eigenproduktion auf Sneaky Pete Records. Für diesen Vor-Techno-Sound war die Zeit noch nicht reif. Wir waren Vordenker des sogenannten „Techno“ – in Zeiten, in denen Elektro angesagt war. Whatever. Das Sneaky-Pete-Label blieb in Peters Händen und ich gründete mit Wolf und P. Meyer das Label „Last Gasp Records“. Camouflage war Geschichte, zumal Rod Stewart ein halbes Jahr nach unserer Veröffentlichung sein 1984er Album ebenfalls „Camouflage“ nannte.

© George Nicolaidis, 2020